Blutegeltherapie – kleine Therapeuten

Was versteht man unter Blutegeltherapie?

Für die meisten Menschen sind  Blutegel unappetitliche Würmer, die in Gewässsern lauern um den badenden Menschen das Blut auszusaugen. Diese Abneigung beruht weitestgehend auf Unkenntnis.
Die moderne Medizin sieht in diesen kleinen Arzthelfern wesentlich mehr. Die therapeutische Anwendung von Blutegeln gehört zu den sogenannten ausleitenden Heilverfahren. Die Beseitigung von lokalen Stauungs- und Schmerzzuständen, aufgrund eines Blut- oder Lymphödems, sowie durch Verschleißerscheinungen, durch das Ansetzen an der Hautoberfläche stehen hier im Vordergrund.
Zudem werden mit den „Blutegelwirkstoffen“ entzündungshemmende und schmerzlindernde Substanzen injiziert, die auch eine Verbesserung des Bindegewebes versprechen.

Bei welchen Erkrankungen ist eine Blutegelbehandlung sinnvoll?

  • Erkrankungen des Bewegunsapparates
    • Schmerzhafte Gelenkarthrose
    • v.a. Knie-, Schulter- und Sprunggelenksarthrosen
    • rheumatische Erkrankungen;
       
  • Venöse Erkrankungen
    • Akute Thrombophlebitis
    • variköser Symptomenkomplex
    • post-thrombotisches Syndrom (mit begleitenden Stauungsschmerzen)
    • Ulcera
       
  • Sonstige Indikationen
    • Herpes Zoster (Gürtelrose)
    • Otitis Media (Mittelohrentzündung)
    • Wundheilungsstörung
    • Abszesse
    • Furunkel
    • Bisswunden

Wann darf eine Blutegeltherapie nicht  oder nur mit besonderer Vorsicht durchgeführt werden (Kontraindikationen)?

  • Blutgerinnungsstörungen durch Medikamente (z.B. Marcumar®, Falithrom®, Comadin®) oder verminderten Blutplättchen (Thrombozytopenie) u.a.
  • Hauterkrankungen an der Applikationsstelle
  • Akute Magen- oder Darmgeschwüre
  • Deutliche Blutarmut
  • Erheblicher Immunschwäche (AIDS, Chemotherapie, etc.)
  • Schwere chronische Erkrankungen (Krebserkrankungen im fort-geschrittenen Stadium, langjährige Dialyse bei Nierenerkrankungen, etc.)
  • Fortgeschrittene periphere Gefäßerkrankungen (pAVK ab Stadium III)
  • Bekannte Allergien gegen Blutegel-Inhaltsstoffe (Hirudin, Histamin, etc.)

Relative Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen:
Bei Neigung zu überschießender Narbenbildung (Keloidbildung) keine Anwendung an gut sichtbaren Körperstellen.
Aspirin® sollte 5-10 Tage vor einer Behandlung nach Rücksprache mit dem Arzt nicht eingenommen werden

Ist die Blutegeltherapie schmerzhaft, gibt es Nebenwirkungen?

Der „Biss“ eines Blutegels tut nicht sonderlich weh. Meist wird er wie ein Brennesselsstich oder Spritzeneinstich beschrieben. Das ist von der Natur sinnvoll eingerichtet, denn selbst der „rüpelhafteste“ Egel möchte verhindern, bemerkt und abgeschüttelt zu werden.
Er injiziert mit seinem Wirkstoffcocktail ca. 100 verschiedene Substanzen, von denen eine histaminähnliche Substanz im weiteren Verlauf zu einem harmlosen Heiljucken  führen kann.

Als Nebenwirkungen können auftreten:

  • Juckende Hautrötung
  • Vorübergehender Gelenkerguss, lokale Schwellung oder eine regionale Lymphknotenschwellung
  • Eine erwünschte und wichtige Nebenwirkung ist die verlängerte Nachblutung

 

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