Ernährung in der Schwangerschaft – mehr als eine Sauregurkenzeit
„Herzlichen Glückwunsch!“ Der Arzt reicht ihr freudestrahlend die Hand. „Sie sind schwanger.“ Claudia hatte es schon geahnt. Jetzt weiß sie es sicher und ist überglücklich. Von nun an wird sich einiges ändern. Der Bauch gewinnt nach und nach zwar von selbst an Umfang, doch damit das Baby gesund zur Welt kommt, muss Claudia einiges beachten. Von großer Wichtigkeit ist unter anderem die Ernährungsweise. Die Ernährung ist wichtig Der Arzt empfiehlt ihr, besonderen Wert auf die Ernährung zu legen, denn das Ungeborene kann nur über die Mutter mit Nährstoffen versorgt werden. Wachstum und Entwicklung des Kindes sind deswegen stark davon abhängig, was die Schwangere isst. Es kommt nun aber nicht darauf an, doppelt so viel zu essen, vielmehr ist von Bedeutung, welche Lebensmittel sie zu sich nimmt. „Am Anfang werden Sie nur 100 Kalorien mehr brauchen, dann, ab dem vierten Monat, ungefähr 300“, erklärt ihr der Arzt. Nur 300 Kalorien zusätzlich? - Das hätte sie gar nicht gedacht. „Sie werden im Normalfall auch nur 10–12 Kilo zunehmen. Das ist weniger als viele meinen“, bemerkt er weiter. „In kleinen Schritten sollen Sie allmählich mehr auf die Waage bringen. Bei jeder Vorsorge werden wir ihr Gewicht kontrollieren.“ Der Nährstoffbedarf ist erhöht Der Bedarf an Vitaminen und Mineralstoffen steigt jedoch von Anfang an. Besonders Eisen, Kalzium, Jod, Vitamin B12 und Proteine werden verstärkt gebraucht. Deshalb sollten viel frisches Obst und Gemüse sowie Vollkorn- und Milchprodukte auf dem Speiseplan stehen. Fleisch und Fisch kommen ein- bis zweimal in der Woche hinzu. Eine schonende Zubereitung der Speisen erhält die Nährstoffe. Mit Fett, vor allem tierischem, sollte sparsam umgegangen werden, denn in der Schwangerschaft benötigt der Körper nicht mehr Fett als sonst auch. „Wenn Sie das beachten, bekommen Sie und Ihr Kind alles, was Sie brauchen“, erläutert der Arzt. „Trinken Sie zum Essen außerdem ein Glas Saft, denn in Kombination mit Vitamin C wird Eisen besser aufgenommen. Durch die sparsame Verwendung von jodiertem Speisesalz können Sie einem Mangel vorbeugen.“ Für die ersten vier Schwangerschaftswochen verschreibt er Claudia außerdem ein Folsäurepräparat, denn dieses Vitamin hat eine besondere Bedeutung für die Entwicklung des Babys in dieser Zeit. Folsäure ist wichtig für die Ausbildung des Rückenmarks und der Rückenmarksnerven. Genussmittelkonsum einschränken Den Genuss von Kaffee und schwarzem Tee sollte Claudia auf höchstens zwei Tassen am Tag reduzieren, dafür aber umso mehr Wasser, Tee und Säfte trinken – mindestens zwei Liter am Tag. Auf Alkohol und Zigaretten muss sie nun verzichten, da das Kind sonst Schäden davontragen könnte. Mehr als saure Gurken Aus dem Wartezimmer nimmt Claudia sich ein paar Broschüren über Gesundheit in der Schwangerschaft mit. Die wichtigsten Punkte sind dort noch einmal nachzulesen, zusätzlich gibt es Empfehlungen für weiterführende Literatur. Als sie allerdings am nächsten Tag im Supermarkt steht, um etwas fürs Abendessen zu kaufen, ist sie zunächst ratlos. Wie war das noch mal? Viel Obst und Gemüse? Vollkorn? Nicht so viel Fleisch?Ehrlich gesagt hatte sie sich bisher noch nie so viele Gedanken um die Ernährung gemacht – sie hat immer ‚ganz normal’ gegessen. All die Informationen, die Sie am Vortag bekommen hatte, waren doch ziemlich viel auf einmal. „Mit Gemüse kann ich nicht viel falsch machen“, denkt sie sich und beschließt, auf jeden Fall noch mehr über Ernährung zu lesen. Zuhause schaut ihr Freund Stefan sie verdutzt an, als er sieht, dass hauptsächlich Gemüse die Einkaufstasche füllt. „Bist du jetzt auf dem Öko-Trip oder was?“ will er wissen. Sie erklärt ihm, wie wichtig es sei, in der Schwangerschaft auf gesunde Ernährung zu achten. „Ich dachte, Schwangere essen die ganze Zeit nur saure Gurken“, scherzt er. Seine Neugier ist jetzt geweckt, und auch er würde gern mehr über die ganzen Vitamine und Mineralstoffe wissen, die Claudia und das Kind jetzt brauchen. „Vielleicht tut mir ein bisschen gesünderes Essen ja auch gut.“ Einen Tag später kommt Stefan mit einem Buch nach Hause, in dem alles Wichtige über Ernährung in der Schwangerschaft steht. Sogar ein paar Rezeptvorschläge sind darin zu finden. Claudia hat derweil im Internet einige Seiten aufgestöbert. Bei beiden hat das Thema großes Interesse geweckt. „Ich glaube, morgen werde ich mal auf den Markt gehen – da kann man bestimmt gutes Gemüse kaufen“, schlägt sie vor. „Und ich halte auf dem Weg zur Arbeit mal beim Bauern an; die verkaufen frisches Vollkornbrot“, fügt er hinzu. Auch in der Stillzeit isst das Baby mit In relativ kurzer Zeit gewöhnen Claudia und Stefan sich an die neue Art einzukaufen und zu essen, und es macht ihnen Spaß, sich ein wenig damit zu beschäftigen. Auch wenn das Kind da sein wird, möchten sie sich weiterhin bewusst ernähren, denn in der Stillzeit ist gesundes Essen genauso wichtig wie in der Schwangerschaft. Das Kleine isst ja weiterhin mit.